Kurt Heinz

                                                                     

 

Jahrgang 1944

 

Ich lebe in Dorsten und beschäftige mich seit gut 30 Jahren autodidaktisch mit der Ölmalerei.
Die Geduld und Beharrlichkeit mit der ich mehrere Wochen an einem Bild arbeite, sind offenkundig. Zu meinem Weltbild halte ich aber Erläuterungen für notwendig, weil sich Malerei und Weltbild gegenseitig beeinflusst haben.

Mein Weltbild
Kein irdisches Lebewesen trägt Verantwortung für die Dinge und Zustände auf dieser Welt, die unveränderlich sind. Sie sind Vorgaben, die wir hinnehmen müssen und aus denen ich schließe, dass es ein überirdisches Wesen gibt, das uns mit diesen Vorgaben deutlich macht, was ihm wichtig ist.

Diese unveränderlichen Dinge und Zustände sind neben physikalischen und chemischen Gegebenheiten – auf die ich hier wegen mangelnder Sachkenntnis nicht näher eingehen möchte –, vor allem vier Aspekte:

-      die Veränderung als Weltordnung (nach Demokrit, griechischer Philosoph, ca. 400 vor Chr.),

-      die natürlichen Zahlen,

-      die auf der Wahrnehmung beruhende Körperbezogenheit jedes irdischen Lebewesens und

-      die Notwendigkeit, für den Körper Energie verfügbar zu haben.

 

Wir wissen spätestens seit Darwin, dass alles Leben auf der Erde mit seiner Schönheit und Grausamkeit aus für uns unzähligen aber letztlich bezifferbaren Veränderungen hervorgegangen ist und weiterhin gehen wird.

Wir wissen auch, dass der eigene Körper für jedes Lebewesen zwingend der Mittelpunkt der Welt ist, weil es nur durch ihn und das Funktionieren seiner Organe sich selbst und die Welt wahrnehmen und dann auch verändern kann.

Wir wissen aber auch, dass jedes irdische Lebewesen Energie braucht, um leben zu können. Wir Menschen müssen diese Energie, wie viele andere Fleisch- und Pflanzenfresser, ausschließlich aus den Körpern anderer Lebewesen gewinnen, also aus dem was für diese Tiere und Pflanzen der Mittelpunkt der Welt ist.

Zusammenfassend kann man daran zweifeln, dass hinter diesen Vorgaben wirklich ein gütiger Gott steht. Begründet werden diese Zweifel vor allem durch das Spannungsverhältnis zwischen der ungeheuer großen Bedeutsamkeit des eigenen Körpers für jedes Individuum und des in dieser Beziehung nur erfolgsorientierten Ausleseprinzips der Evolution.
Aber zwei Überlegungen machen mir Hoffnung:

1.    Ich bin sicher, dass wir von den Gesamtzusammenhängen in unserem Universum (noch?) keine Ahnung haben. Vielleicht steht hinter den o. a. Vorgaben ja doch ein guter Plan, den wir aber nicht erkennen können.
Der amerikanische Philosoph Alan Watts hat auf die vielen Kleinstlebewesen in unserem Körper hingewiesen, die u. a. die Immunabwehr bilden. Sie fressen Krankheitserreger und haben dabei sicher keine Vorstellung davon, was das für das Wohl unseres Körpers, der ihr Universum ist, bedeutet.

2.   Unsere Fähigkeit zur Empathie
Sie ist sicher noch sehr ausbaufähig. Aber vielleicht nennt man die Spiegelneuronen in unserem Kopf in einigen hundert Jahren das „Einfallstor der echten Menschlichkeit“ für alle Lebewesen auf diesem wunderbaren Planeten.

Meine Malerei

Zentrales Thema war immer die Wahrnehmung.
Um das, was zwischen uns und der Wirklichkeit steht, was unsere Sicht oder besser Bewertung beeinflusst, zu verdeutlichen, habe ich Bilder durch Übermalen verändert. Zunächst nur mit einfachen geometrischen Formen, dann mit Buchstaben und Sprüchen. Dabei bin ich auf ein Verfahren gestoßen, mit dem interessante Muster entstanden, die mich schließlich zu der Maltechnik führten, die ich Paintesie nenne. Das ist painting mit points, phantasie, passion, patience und poesie.
Mit der Evolutions- oder E-Reihe der Paintesie rückte dann die Bedeutung der Zahlen in den Vordergrund. Die für uns wirklich zahlenmäßig unvorstellbaren Veränderungsmöglichkeiten von zum Beispiel nur 17 Variablen auf einer Linie, wollte ich einordnen können. Ich habe deshalb auf einer Linie von 256 Feldern willkürlich 77 Felder farblich gekennzeichnet, sie dann 255 mal nach dem Paintesieverfahren verändert und zu einem Bild zusammengefügt (E 1). In den Diagonalen habe ich Gesichter, symmetrische Figuren, Comic- und Märchengestalten gefunden, die ich, um mit Pablo Picasso zu sprechen, nicht gesucht habe. Vor allem die Symmetrie der Figuren begründet meine Vermutung, dass hier die gleichen oder zumindest ähnliche Verfahren wie bei der Evolution wirksam waren.

 

Kurt Heinz im Januar 2019